Donnerstag, 10. Mai 2012

On the road: Derry Ciy / Finn Harps...

Ich war vergangene Woche auf einer Tour durch den Nordwesten Irlands & Nordirlands. Landschaftlich ein Traum, aber Fußball stand selbstverständlich auch ganz dick auf dem Zettel. Wie passend das die beiden Klubs aus der Region, Derry City und die Finn Harps, jeweils am Freitag und Samstag ein Heimspiel hatten, beide Städte trennen zudem nur knapp 45km und sich spinne feind. Einen Besuch im Brandywell Stadium hatte ich mir ohnehin schon lange vorgenommen, umso besser das in Ballybofey einen Tag später ebenfalls gespielt wurde. Konnte ich also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Das Spitzenspiel des 10. Spieltags der League of Ireland war Derry City gegen die St. Pats aus Dublin, die TV Kameras von RTE waren auch vor Ort und übertrugen das Spiel in die Irischen Haushalte. Für die Candystripes ging es bereits um viel nach einem schwachen Saisonstart, die Pats dagegen wollten den Anschluß an die Spitzengruppe halten und waren zudem noch immer ungeschlagen. Gemessen an der Bedeutung des Spiels, war der Besuch im Brandywell Stadium enttäuschend. Aber die schwachen Leistungen der Candystripes in den vergangenen Wochen spiegeln sich eben auch im Zuschauerzuspruch wieder. Knapp 1,300 waren es wohl, was aber deutlich unter dem Schnitt der letzten Jahre liegt. Wenigstens das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Sonne schien einem zu Anpfiff noch mächtig ins Gesicht. 

Das Spiel selbst hielt nicht was es versprach. Derry's Leistung über die 90 Minuten war katastrophal. Nicht das es an Einsatz mangelte, aber an spielerischer Qualität dafür umso mehr. Möglicherweise war dies der letzte Beweis der nötig war um auch dem letzten in Derry klar zu machen das Träume von Titeln und Europa mit diesem Team nicht zu realisieren sind. Die Pats als Auswärtsteam taten nicht sonderlich viel, aber was sie taten war effektiv. Einfaches und schnelles Spiel in die Spitze, klare saubere Pässe über wenige Meter, das reichte um die drei Punkte mit nach Dublin zu nehmen. Wobei vor allem beim zweiten Treffer City Keeper Gerard Doherty deutlich mithalf. Er ließ sich von einem Kullerball der zentral aufs Tor kam überumpeln. Slapstick pur. Man hätte wunderbar drüber lachen können, wäre es nicht so traurig gewesen aus Derry Sicht. Den desillusionierten City Supportern war aber nicht nach lachen zu mute. Trainer Declan Devine sicher auch nicht. Er versuchte von der Seitenlinie aus seine Mannen immer wieder anzutreiben. Erfolglos. Eine Frage muß somit nach 10 Spieltagen schon erlaubt sein: Ist Derry wirklich so schlecht, oder ist Devine einfach nicht der richtige Mann für den in der Tat schwierigen Job? Die Zeit wird es zeigen. Mein Gefühl ist, das er die Saison nicht überleben wird als Trainer der Candystripes. Für die Saints war es dagegen ein wichtiger Erfolg. Sie rücken vor auf den zweiten Platz, liegen nun vier Punkte hinter Spitzenreiter Sligo. Vor einigen Wochen habe ich hier im Blog ja bereits die Frage gestellt ob die Pats reif für den Titel sind. Heute wie damals sage ich: Wer solche Spiele so abgeklärt gewinnt, hat alle Chancen am Saisonende ganz oben zu stehen.

Das Brandywell Stadium an sich ist ein richtig netter Ort zum Fußball schauen. Man ist nahe am Spielfeld, trotz der Hunderennbahn die Tribüne und Platz trennt, die City Supporter machen immer viel Radau, die Trommler geben fast über die komplette Spielzeit den Takt an. Einzig das die Stadiontore erst eine halbe Stunde von Anpfiff öffneten gibt kleine Abzüge in der B-Note.

Am Samstag stand für mich dann Finn Harps gegen Atlone Town auf dem Programm. Ein interessantes Spiel aus sportlicher Sicht. Die First Division ist, zumindest bezüglich des zweiten Play-Off Platzes, ziemlich offen. Meister und Vizemeister werden Limerick und Longford unter sich ausmachen, aber dahinter ist vieles möglich. Im match program der Finn Harps war darum im Vorwort auch zu lesen, das es keinen Grund gäbe warum nicht die Harps den ominösen dritten Platz am Ende der Saison belegen könnten. Sicher nicht falsch, aber ob Peter Hutton's Team gut genug dafür ist muß stark bezweifelt werden. Am Samstag gab es jedenfalls eine 1-2 Niederlage gegen Athlone, und damit dürfte man alle Hoffnungen hinsichtlich eines Aufstiegs erst mal begraben. Zweifelsfrei, es war eine unglückliche Niederlage. Athlone erzielte beide Tore nach Standards, die Harps hatten vor allem in der zweiten Hälfte massenweise Chancen, aber ein Kevin McHugh alleine reicht eben nicht. McHugh zeigte seine ganze Klasse an diesem Abend zumindest eindrucksvoll aufs neue, als er beim zwischenzeitlichen Ausgleich sich den Ball selbst erkämpfte im Mittelfeld und wenig später eiskalt von der Strafraumgrenze aus verwandelte. 

Der Zuschauerzuspruch im Finn Park an diesem Abend war, ähnlich wie schon den Tag zuvor in Derry, extrem schlecht. Allerdings sind die knapp 260 Zuschauer schon noch mal eine ganz andere Dimension. Trotzdem ist der Finn Park einen Besuch mehr als wert. Es ist ein kleiner, ziemlich heruntergekommener Ground, der allerdings das echte Irische Fußballfeeling verkörpert und mir darum besonders gut gefallen hat. Man steht praktisch direkt am Spielfeldrand, kann sich überall frei bewegen, mit netten Fußballfans einen Schwatz halten und einen sehr guten Kaffee trinken für den sich die Verkäuferin, egal wie voll es am Stand gerade ist, sogar die Zeit nimmt Zucker und Milch höchstpersönlich einzurühren. Herrlich! Das der Eintritt nur 10€ war fällt ebenfalls positiv ins Gewicht und somit kann ich sagen, das der Besuch des Finn Parks einer meiner schönsten in diesem Jahr bisher war. 

Ein paar mehr Bilder von meinem Besuch im Brandywell Stadium und dem Finn Park gibt es auf der facebook Seite meines Forums zum irischen Fußball: 

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