Montag, 18. Juni 2012

Der Sensenmann geht wieder um...

Obwohl die Liga sich noch immer in der Sommerpause befindet ist seit meinem letzten Post einiges passiert. Das eine ist mehr- das andere weniger schön. Zum einen wäre da - ganz egoistisch beginne ich mit dem schönen das mich selber betrifft - mein Gastauftritt vom letzten Sonntag in der Radioshow On The Ball bei Dublin City fm. Dieser bescheidene Blog und der Auftritt der Deutsche Mannschaft bei der EM gegen Portugal waren die Themen zu denen ich sprechen sollte und durfte. Es gibt leider keinen Podcast, ist aber vielleicht auch besser so. Ich bin sicher man hat mir meine Nervosität doch ziemlich angehört. Es war trotzdem eine sehr schöne Erfahrung und hat dem Blog sowie auch den facebook Seiten von Blog und Forum ein wenig zusätzlichen traffic beschert. Die Sendung ist übrigens sehr zu empfehlen, kommt jeden Sonntag von 16- 18.00 Uhr MEZ und ist über die DCfm Seite live zu hören. Dem Anschein nach darf ich am kommenden Montag gleich noch mal ran, dann aber bei The Absolute Game, ebenfalls bei Dublin City fm, einer Sendung die sich jedoch ausschließlich mit der League of Ireland beschäftigt.


Soviel zu den schönen Dingen des Lebens. Nun zurück zum leider nicht ganz so schönen Alltag. Wie der Titel dieses Artikels schon sagt: Der Sensenmann geht wieder um. Nachdem die bisherige Saison eigentlich bis dato viele schöne und positive Schlagzeilen hervorgebracht hat, und ich persönlich das Gefühl hatte das es aufwärts geht mit der Liga, kam die heutige Nachricht von Monaghan United's Rückzug aus der League of Ireland einem Erdrutsch gleich. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Premier Division ist mit sofortiger Wirkung ein Team kleiner geworden, die Mons sind komplett raus, die Zukunft des Vereins ungewisser den je. Und das nachdem der Klub als Aufsteiger noch nicht mal ein halbes Jahr wieder erstklassig spielte. Für die Liga ist das verheerend. Alle Spiele werden zwangsläufig annulliert, sowie natürlich auch die Punkte die in Spielen gegen Monaghan gewonnen wurden. Was für die einen, zum Beispiel die Bohemians, eher positiv ist kann für die anderen, ganz besonders UCD, richtig dramatische Folgen haben. 

Die Frage die sich viele nun stellen: Was ist eigentlich in Monaghan passiert, wie konnte es soweit kommen? Um es kurz zu machen: Keine Fans, keine Sponsoren, kein öffentliches Interesse = kein Geld = Keine Mons in der League of Ireland! Der Aufstieg hat letztlich beschleunigt was vermutlich unausweichlich war. Premier Division Fußball kostet, und rechnet sich für kleine Vereine wie die Mons in den wenigsten Fällen. Finanziell nie auf Rosen gebettet, und bereits relativ früh noch zu Saisonbeginn schon mit ersten Anzeichen die darauf hindeuteten das es bei den Mons noch ein stückchen schlechter aussieht als allgemein angenommen, hat alles nun also ein jähes Ende genommen. Monaghan ist GAA Territorium, in sofern ist es nicht ganz so verwunderlich das United letztlich Schwierigkeiten bekam. Eine durchschnittliche Zuschauerzahl von um die 650 im Gortakeegan Stadium - knapp doppelt so viel wie letztes Jahr in der First Division immerhin - verdeutlicht das mangelnde Interesse der Lokalen Bevölkerung am Verein. United fand nicht mal einen Hautsponsor- geschweige denn überhaupt einen Sponsor der aufs Trikot wollte. Das sind Voraussetzungen unter denen ein Premier Division Team nicht überleben kann. Wo die Reise für die Mons nun hingeht ist fraglich, wo sie für die Liga hingeht ebenfalls. 

Die Rufe nach einer einzigen Gesamt-Liga werden lauter. Nicht zum ersten mal, aber jetzt doch noch deutlicher. Um das zu verdeutlichen: Keine Premier Division, keine First Division mehr, sondern nur noch eine einzige League Of Ireland, dann vermutlich mit 16-18 Teams. Ob das ein erfolgversprechendes Konzept ist vermag ich zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen, die Idee an sich ist interessant. Fakt ist das Klubs in der First Division immer am Existenzminimum nagen. Sponsoren sind noch rarer als eine Liga höher, Medieninteresse ist faktisch nicht vorhanden und die Spiele in einer kleinen Liga mit wenigen Vereinen sind nicht sonderlich attraktiv für Zuschauer. Ein Aufstieg in die Premier Division überfordert Vereine dann aber wiederum oft, weil sie keine ausreichenden Mittel in der First Division akquirieren konnten im Vorfeld. Die Mehrkosten, die zwangsläufig in der höchsten Spielklasse anfallen, können oft nicht getragen werden. Was der Vorteil einer einzigen 18er Liga - als Beispiel - jedoch wäre: Für alle Vereine die dort spielen gäbe es dann ein gewisses Medieninteresse, Livespiele im Fernsehen, höhere Zuschauerzahlen da Topspiele gegen die Shamrock Rovers oder Sligo zum Beispiel anstehen, das könnte neue Sponsoren wiederum anziehen. Genug Vereine für eine solche Liga gibt es. Limerick, Waterford, Longford oder Galway verdienen einen Erstligisten. Die ganze Thematik ist jetzt hier natürlich sehr vereinfacht dargestellt, in der Praxis ist die Sache komplizierter und auch ein solches Modell schützt nicht vor Klubs die pleite gehen. Aber es ist ein interessanter Ansatz, über den es sich lohnt Gedanken zu machen. 

An dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung: An den Irischen Fußballfans bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gab es zuletzt kein Vorbeikommen. Sie waren in aller Munde. Überall wurde über gesangsfreudigen Supporter der Boys in Green geschwärmt, ob in Zeitungen, Foren oder auf Twitter. Zweifelsfrei, es war beeindruckend wie 30.000 Irische Kehlen die Fields of Athenry besangen in Gdansk, beim Stand von 0:4 der eigenen Mannschaft gegen die schier übermächtigen Spanier. "The best fans in the world" war das einhellige Echo am Folgetag. Das mag irgendwo stimmen, ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Nicht das man mich falsch versteht, ich lebe in Irland, liebe den Irischen Fußball, unterstütze natürlich auch die Boys in Green bei der EM und Gdansk ist etwas auf das man stolz sein kann, als Ire oder jemand der es mit den Iren hält. Aber es ist auf der anderen Seite auch ein wenig traurig. Und da kommt der League of Ireland Fan in mir durch. Wie viele von diesen 30.000 Iren supporten denn eigentlich ihren "local club"? Vermutlich nur eine Hand voll, wenn überhaupt. Die traurige Wahrheit über den Irischen Fußball ist, das der absolute Großteil dieser "best fans in the world" jeden Samstag normalerweise seinen Nachmittag auf einem Barstuhl verbringt um "seinen" Verein, drüben auf der anderen Insel zu "supporten". Das alles hat seine Gründe, keine Frage, da möchte ich an dieser Stelle nicht drauf eingehen. Aber es ist eine traurige Wahrheit, die im Zuge dieser Lobeshymnen über die Irischen Fans bei der Euro angesprochen werden muß. Vielleicht bin es aber auch nur ich, den ein komisches Gefühl beschleicht, wenn 30.000 Irische Fans in Gdansk zu großer Form auflaufen, praktisch zur gleichen Zeit aber in der Heimat ein Verein, wie Monaghan United, den Spielbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten kann, auf Grund von mangelnder Unterstützung...

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